Montag, 22. Dezember 2014

Mein 3. + 4. Chemo-Tag

Tag 3 und 4 von meinem Chemozyklus sind überstanden. Mein 3. Chemo-Tag war anstrengend. Ich war so müde, wie wohl selten in meinem Leben. Ich saß vor meinem Brot zum Abendessen und konnte mich nicht aufraffen, auch nur einen Bissen zu tätigen. Ich wäre wahrlich fast im Sitzen eingeschlafen. Und so legte ich mich auch einfach hin und schlief und schlief. Meine Verwandtschaft wollte mich "leider" gerne telefonisch erreichen. So klingelte dauernd das Telefon. Irgendwann nahm ich es und steckte es einfach aus. Ich hatte absolut keine Muse auch nur ein Wort zu wechseln. Ich wollte nur schlafen. Sowas kenne ich sonst nicht von mir. Aber es war so. Mein Appetit war nicht der Größte. Mir war etwas flau im Magen und so blieb das Abendessen letztendlich aus.

Mein 4. Chemo-Tag war wesentlich besser. Es gab nicht die Müde-Mach-Transfusion und so war ich nur mittags müde und legte mich für ein Stündchen hin. Mir war auch etwas flau im Magen und so bekam ich etwas gegen Übelkeit. Das half sehr schnell. Mir war bereits am 3. Chemo-Tag etwas komisch im Bauch und ich bekam am Abend nichts runter. So wollte ich es nicht unversucht lassen, dass mit etwas Hilfe von Außen doch etwas Apettit durchkommt. Und so war es auch. Als das Abendessen dastand, bekam ich zwar noch nichts runter. Aber hatte dafür später auf allesmögliche Gelüste. Von Döner über Spagetthi. Meiner Geschmacks-Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Das Essen im Krankenhaus ist nicht so prickelnd. Da braucht man sich wahrlich nicht wundern, wenn  man hier abnimmt. Ich hatte mit den bisherigen Krankenhäusern Glück und vor allem in dem einen Krankenhaus gab es immer richtig tolles Essen. Fast besser als Zuhause, auch wenn man sich das nicht vorstellen kann. Hier in der Klinik ist das Problem, dass ich im obersten Geschoss liege (11. Stockwerk). Bis das Essen hier oben ist, ist es kalt. Die Folge: das Personal erwärmt jedes Essen in der Mikrowelle. Vorhandene Soßen und Gemüse trocknen ein und weder schmecken noch sehen sie appetitlich aus. Bei diesem Punkt müsste man hier noch etwas verbessern.

Ansonsten ist die Klinik aus aktueller Sicht sehr gut und das Personal sehr nett und zuvorkommend. Auch die Ärzte sind, bis auf mein China-Doc super. Mein China-Arzt (an dieser Stelle nochmals: ich meine es nicht böse und bin nicht rassistisch. Der Spitzname ist leicht zu merken und jeder weiß, wen ich meine) hat es geschafft mir die Pille zu beschaffen. Nachdem er es einfach vergessen hatte, war das Wochenende und die Krankenhaus-Apotheke war zu. So bekam ich die Pille mit zwei Tagen Verspätung. Der Arzt wusste noch nicht einmal wie man die Pille nimmt und fragte tatsächlich die Krankenschwester (mit vollem Ernst), ob sie nicht nach Hause fahren und mir von ihrer Pille was mitnehmen könnte. Ich weiß nicht wo dieser Arzt studiert hat oder warum er Arzt ist. Aber er toppt echt alles. Eine Ärztin hängte mich an den Chemo-Tropf und klärte mich richtig gut auf, was ich machen solle, wenn ich Schmerzen bekäme ect. Das hat der China-Arzt überhaupt nicht gemacht. Genauso wurde mir gesagt, dass ich die Chemotabletten nicht mit der Hand anfassen soll. Das sagte der China-Doc auch nicht. Erklärungen zu Nebenwirkungen usw macht er immer mit einer Unterschrift und den Worten "Steht alles im Text". Als ich ihn fragte, was ein ZVK ist - da er dieses Wort vorlas und meinte, das bräuchte ich, konnte er mir nicht erklären, was das ist. Hieß nur "ZVK ist ZVK". Na zum Glück gibt es google, kann ich mir selbst Diagnosen und Arztbegriffe heraussuchen. Generell kann er keine Fragen beantworten. Ich fragte nach der Strahlentherapie und wann diese stattfindet. Antwort: "Gar nicht". Wobei mir die Oberärztin wenige Tage zuvor erzählte, dass dies gemacht wird. Ach mein China-Doc. Vermutlich könnte ich ihm eine eigene Rubrik auf meinem Blog geben :D.  

Der Oberarzt teilte gestern mit, dass ich nunmehr keine Herztabletten bekomme. Der Krebs drücke wohl nicht mehr auf die bestimmte Aterie, sodass in diesem Bereich auch alles wieder gut ist. Ich fühle mich fast wie ein neuer Mensch. Ich habe kein Husten mehr, keine Schweißattacken in der Nacht, kein Fieber, kein Juckreiz der Haut. Ich bin wie früher. So ganz normal. Eine gesunde junge Frau :). Zumindest fühle ich mich nach den paar Tagen Chemo schon so. So kann es weiter gehen mit den Fortschritten. Es ist völlig unwirklich, dass solch ein Medikamentencocktail in solch kurzer Zeit so viel bewirken kann. Aber es bewirkt wohl einiges. Nach dem ersten Chemozyklus soll eine Röntgenaufnahme gemacht werden um mich zu motivieren, was die Chemo bewirkt und dass der Krebs schon schrumpft. 

Ja, ich will leben und werde leben. Ich glaube, es werden viele harte Momente und auch Tage auf mich in den nächsten Monaten zukommen. Aber ich würde alles tun um ein Leben mit meinem Mann und meiner Tochter führen zu dürfen. Ich möchte meine Prinzessin aufwachsen sehen. Ich will leben. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hier kannst du mir eine Nachricht hinterlassen: